Monatsimpuls August 2023

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Staunen

 

Wer staunt -

richtet den Blick ins Weite

fühlt sich herausgefordert, bisher Unbekanntes zu erforschen

ist bereit, bisherige Selbstverständlichkeiten

in Frage zu stellen

will Neues begreifen und in sein Leben integrieren

Platon sagt:

Wer staunt, wer die bekannten Selbstverständlichkeiten hinterfragt,

ist bereits auf dem Weg des Philosophierens.

Zachäus

Auch in der Heiligen Schrift ist oft die Rede vom Staunen. So heißt es z.B. in der Apostelgeschichte: „Alle waren voller Verwunderung und außer sich vor Staunen über das, was vor ihren Augen geschehen war".

Was mich – als älterer Mensch – noch heute und wohl auch weiterhin immer noch zutiefst erstaunt ist:

Wieso hat der allmächtige Gott, der Schöpfer des Himmels und der Erde, den mühseligen Weg mit uns, seinen oft so widerspenstigen Geschöpfen, überhaupt auf sich genommen?

Wieso hat er, trotz aller menschlichen Verweigerung und Untreue, niemals aufgehört uns zu vergeben und uns immer wieder erneut aufzurichten?

Wieso kam er, der allmächtige Gott, als armer Mensch in unsere Welt, hat Mühsal, Enttäuschung, Leid, ja selbst das Kreuz auf sich genommen, damit wir, trotz aller Schuld, gerettet werden?

Wieso hat er, dieses aus menschlicher Sicht geradezu hoffnungslose "Projekt Mensch" niemals aufgegeben?

Dies alles erstaunt mich an jedem Weihnachtsfest, an jedem Osterfest, an jedem Pfingstfest, in jeder Heiligen Messe und bei jeder Lossprechung im Beichtstuhl immer wieder aufs Neue.

Die einzige Antwort darauf finden wir im Johannesevangelium wo es heißt:

GOTT IST LIEBE!

Offenbar übertrifft Gottes Liebe zu uns Menschen alle menschliche Spekulation und Vorstellungskraft, jedes menschliche Kalkül, jede Vernunft und all unsere Schuld.

Dass wir manchmal darüber nur selten oder vielleicht gar nicht mehr staunen, ist äußerst erstaunlich.

Diakon i.R. Bernhard Rothmund, Birkenfeld, Diözese Mainz