Monatsimpuls 3-2021

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Mit meinem Gott erklimme ich Gipfel

 

Am Vorabend des 2. Fastensonntags durfte ich eine Wortgottesfeier leiten. Während der Vorbereitung auf die Predigt, dann während der Predigt selbst und erst recht in der Reflexion dieses Gottesdienstes und der Schriftlesungen kam mir die Überschrift zu diesem Impuls in den Sinn: „Mit meinem Gott erklimme ich Gipfel“. Dies verbindet sich mit dem Zitat aus den Psalmen, der auch auf der Startseite der SDG steht: „mit meinem Gott springe ich über Mauern“ (Ps 18,30).

Aber wie komme ich zu diesem Gedanken, mit meinem Gott erklimme ich Gipfel?

Die alttestamentliche Lesung des 1. Fastensonntags führt uns mit Noah zum Bund Gottes mit den Menschen auf den Berg Ararat. Dieser Bundesschluss ist ein wesentlicher Punkt auf dem Weg der Menschen mit Gott. Das Bild Gottes, der/die nicht mehr rachsüchtig fast die gesamte Menschheit von der Oberfläche der Erde tilgen wird, was Gott mit dem Zeichen des Regenbogens als immerwährendes Zeichen bekundet.

In der 1. Lesung des 2. Fastensonntags erklimmen wir zusammen mit Abraham und Isaak einen weiteren vorerst schmerzhaften Gipfel, um dann auf Moriah schlussendlich den Entschluss Gottes zu erfahren, dass die Opferung des einzigen Sohnes nicht mehr erfolgen soll. Dies verbunden mit der Zusage, dass die Nachkommen Abrahams aufgrund seines Vertrauens auf und Glauben an Gott zahlreich sein werden.

Das Evangelium des 2. Fastensonntags führt uns sodann zur Verklärung des Herrn auf den nächsten Gipfel, zum Tabor, auf dem für die Jünger so unglaubliche Erscheinungen sich ereignen. Diese Überwältigung kann man sicher nur ansatzweise erahnen, wenn neben der verklärten Gestalt Jesu auch noch Elija und Mose erscheinen. Und dazu dann noch die fast versteckte Andeutung Jesu von seiner Auferstehung von den Toten als eine unwirkliche Botschaft, die schon auf den nächsten Gipfel, den Gipfel des Leidensweges verweist.

Dieser letzte irdische Gipfel Golgotha wird nach der Zwischenstation am Ölberg erreicht. Dieser letzte Gipfel, der so trostlos in seiner Grausamkeit ist. Dieser Gipfel, der die Jünger abschreckt, so dass nur die Frauen beim Kreuz verbleiben, abgesehen von Johannes. Dieser letzte irdische Gipfel, der sich erst am dritten Tag als das darstellt, was er uns sein will: die Erlösung durch den Tod Jesu und die Auferstehung Christi, die uns das ewige Leben bei Gott verspricht.

Mit meinem Gott erklimme ich Gipfel; auch nach sturmumtosten Wochen, auch nach schmerzvollen Aufstiegen, auch bei unerklärlichen Ereignissen und selbst im Gipfel des Todes ist Gott bei mir.

Dies mag uns in der Perspektive der Pandemie als tröstender Gedanke bei allen Einschränkungen, Trostlosigkeiten, Trennungen und schmerzlichen Abschieden begleiten: mit meinem Gott bewältige ich auch diese Gipfel. Auch wenn die Botschaften nicht sofort klar und verständlich sind. Nach anstrengenden, belastenden Zeiten steht die unverbrüchliche Zusage der Liebe Gottes zu uns Menschen.

Hier möchte ich gerne ein Zitat aus dem Hirtenwort zur österlichen Bußzeit 2021 unseres Bischofs von Hildesheim Dr. Heiner Wilmer SCJ einfügen, welches er mit Bezug auf Aussagen der Hl. Teresa von Avila zu ihrer Haltung zum inneren Beten dargestellt hat:

„Inneres Beten als „Verweilen bei einem Freund.“ Welch wunderbarer Gedanke! Gerade jetzt. Wir sehnen uns danach, nicht allein zu sein. Wir sehnen uns danach, bei und mit jemandem zu sein, der uns mag und hält. Und genau das dürfen wir täglich tun: wir können uns in unserem Alltag an die Nähe Gottes erinnern. Uns anlehnen, wie wir das bei Freundinnen und Freunden tun. Durchatmen. Ruhig werden. Traurig sein. Wut ablassen. Auch das.“

Können wir nach dem Erklimmen der Gipfel bei diesem Freund verweilen.

 

Mit meinem Gott erklimme ich Gipfel

Thorsten Inhestern