Auf den Spuren der heiligen Elisabeth

300 Teilnehmer folgten der Einladung der Schönstätter Diakonen-Gemeinschaft  vom 27.-29. Juli 2007 nach Thüringen zur Wallfahrt
 

Friedrichroda/Eisenach. „Und wann macheWallfahrtn wir das noch einmal?!“, so das Echo vieler Pilger, die von Freitag bis Sonntag den Spuren der heiligen Elisabeth von Thüringen folgten. Rund 300 Frauen und Männer aus allen Teilen und Diözesen Deutschlands schlossen sich der Schönstätter Diakonen-Gemeinschaft (SDG) zur Wallfahrt an. Unter dem Motto „…die Liebe drängt uns – mit Elisabeth auf dem Weg zu den Ausgegrenzten" pilgerten sie teils unter strömendem Regen von der Creuzburg zur Wartburg in Eisenach. Schirmherr war der Erfurter Bischof Joachim Wanke.

Anlass der Wallfahrt war der 800. Geburtstag Elisabeths von Thüringen. Die Schönstätter Diakone sehen sich besonders der caritativ-diakonischen Aufgabe für die Armen und Ausgegrenzten in unserer Gesellschaft, aber auch in der Kirche verpflichtet. Elisabeth, die sich als Landesfürstin aus ihrem Reichtum auf den Weg zu den Armen gemacht hat, ist ihnen dabei besonderes Vorbild. In ihrer Sendung unterstützt werden sie auch durch ein Wort des Gründers des internationalen Schönstattwerkes, Pater Josef Kentenich: Gerade als katholische Christen sollen sie sich den Arbeitern und Armen zuwenden und ihnen einen Weg zur Erfahrung der Liebe Gottes ermöglichen.

Zur Eröffnung am Freitag gab es durch Silvia Groß und Herbert Stöhr aus Trier eine Einführung in das Leben der hl. Elisabeth. In fünf szenischen Bildern entstanden Lebenssituationen der Heiligen: Das Leben auf der Wartburg, die Hochzeit der Landgräfin, ihr Abschied von der Burg, ihre Suche nach Weg und Berufung und ihr Einsatz in Marburg unter den Ärmsten.

Mit 24 Jahren ist sie gestorben. Schon kurze Zeit später erkannte die Kirche ihren einzigartigen und zukunftweisenden Weg für die Kirche und die Welt mit ihrer Heiligsprechung an.

Andacht„Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen.“ Dieser Leitgedanke des Lebens Elisabeths und der SDG wurde von Pastoralreferentin und Betriebsseelsorgerin Maria-Theresia Gresch aus Mainz gemeinsam mit einer Gruppe von Frauen anschließend meditativ und tanzend vertieft. Das Nachtgebet der Schönstätter Jugend unter Leitung von Schwester Anastasia rundete den Abend vor der Marienkapelle ab. „Dieser Abend war begeisternd und zugleich tief beeindruckend in seiner Tiefe“, so eine Teilnehmerin stellvertretend für die meisten der Teilnehmer.

Am Samstag, dem eigentlichen Wallfahrtstag, wurden die Pilger auf dem 16 Kilometer langen Weg von zum Teil heftigem Regen begleitet. Das Wetter konnte die  Stimmung jedoch nicht trüben, zumal mit Pfarrer Treutlein aus Würzburg als Vorbeter ein immer wieder motivierender Wegbegleiter die Wallfahrer anführte.

An sechs Stationen wurde das Leben der hl. Elisabeth aufgezeigt und in die heutige Zeit hinein gedeutet.

1. Station Creuzburg: Bei Elisabeth ankommen

„Politik, zumal Sozialpolitik, muss für uns Christen geprägt sein von der Überzeugung, dass wir einen Auftrag haben, die Liebe Gottes den Menschen weiter zu geben. Elisabeth ist uns hierin Vorbild“, sagte der thüringische Sozialminister Klaus Zeh zu Beginn. Der Erfurter Weihbischof Reinhard Hauke betonte die besondere Verantwortung der Kirche für die Armen. Er wünschte den Pilgern auf dem Weg miteinander gute Erfahrungen. Der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen, Christoph Kähler, machte in einem schriftlichen Grußwort deutlich, dass „Glaube in Bewegung setzt auf spirituelle Orte hin, an denen wir Wegzehrung empfangen für unsere Schritte im Glauben“.  Schließlich lud der Bewegungsleiter der Schönstattbewegung in Deutschland, Pater Lothar Penners, ein, auf dem Wallfahrtsweg den Geist Gottes zu erspüren, der die Menschen wie Elisabeth zu den Armen führt.

Wallfahrer

2. Station Spichra: Elisabeth – Aufbruch in eine neue Zeit

Bernhard Vogel, Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung und Thüringens Ministerpräsident a.D.,  stellte die Zeit Elisabeths in einen Zusammenhang mit der gesellschaftlichen und globalisierten Situation der Menschen. Soziale Politik müsse vom christlichen Glauben geprägt sein. „Die Kirche hat hier nicht immer eine positive Rolle gespielt. Aber geisterfüllte Gestalten wie Elisabeth hatten den Mut, Grenzen zu überschreiten, damit sich Kirche und Gesellschaft verändern konnten“, so Vogel. Elisabeth könne Mut machen, Globalisierung aus christlicher Überzeugung zu gestalten, damit auch heute Menschen Gerechtigkeit erfahren. Elisabeth sei hier einen ganz eigenen Weg für eine neue Kirche und eine neue Gesellschaftsordnung gegangen.

3. Station Hörschel:
Elisabeth, die Brückenbauerin zu den Menschen

„Wer aus christlicher Überzeugung sich auf die Menschen einlässt und sich ihnen zuneigt, erhält Freude zurück“, so Gisela Zimmermann, Christine Wissel und Margret Orth aus Gießen. An die Wallfahrer wurde ein Bild der hl. Elisabeth von Sieger Köder ausgeteilt. In der Betrachtung wurde deutlich: Elisabeth habe es durch ihre Art zu helfen geschafft, zu den Menschen Brücken zu bauen. Sie habe ihnen ihre Würde zurückgegeben. Die Gestalterinnen dieser Station  luden dazu ein, diese Art der Hilfe als Beispiel für das eigene Leben zu sehen.

Elisabeth4. Station Bärental: Elisabeth
– auf dem Weg zu einer Diakonischen Kirche

„Elisabeth ist Leitfigur einer diakonischen, dienenden, liebenden Kirche, Gemeinde, Gemeinschaft“, riefen Eduard Fiedler aus Heiligenstadt und Schwester Anastasia den Pilgern zu. Die Zuwendung Jesu an seine Jünger bei der Fußwaschung im Abendmahlsaal habe Elisabeth zu ihrem Lebensmotto gemacht. Sie habe dazu ermutigt, nicht auf die Menschen zu warten, sondern selbst auf sie zuzugehen.

5. Station Am Fuß der Wartburg:
Auf die Burg hinauf – hinunter zu den Menschen

Diakon Bernhard Brantzen aus Gießen und Elfriede Speth aus Klingenberg/Main erinnerten an den Blick Pater Josef Kentenichs bereits 1930 auf die besondere soziale Verantwortung der katholischen Christen. Der Katholik sei in der Gefahr, die Realität der Armen nicht zu erkennen. Deshalb müsse er lernen, sich tief hinabzuneigen zu den Arbeitermassen, zu den Arbeiterkindern, zu den Armen. Er müsse heraushören, was im Erlösungsschrei dieser Menschen Gesundes steckt und diesen Erlösungsschrei beantworten. Elisabeth habe damit schon vor 800 Jahren ernst gemacht, sagte Brantzen.

Eucharistie6. Station Eucharistiefeier:
Liebe sei Tat

In der abschließenden Eucharistiefeier auf dem Platz unterhalb der Wartburg, wo Elisabeths erstes Hospital gestanden hat, stellte Weihbischof Hauke noch einmal die besondere Verantwortung der Kirche für die Armen heraus. „Gott ist ein Gott der Armen, der durch unsere Hände wirkt“, so Hauke. Dass die Wallfahrer dazu bereit seien, hätten sie bewiesen, als sie trotz widrigen Wetters konsequent ihren Weg gegangen seien. Andere hätten dies gesehen und ließen sich vielleicht von der Idee anzünden.  Gesammelt wurde für die Errichtung eines Hospizes in Eisenach.

Nach einem Fußmarsch voller Regen schien die Sonne über dem festlichen  Abschlussgottesdienst, dessen begeisterte und fröhliche Atmosphäre die Freude und die vielfältigen persönlichen und gemeinsamen Erfahrungen auf dem Weg zum Ausdruck brachte.

 

GottesdienstAm Sonntag wurde in einem Vortrag die Entwicklungsgeschichte und die Sendung der Schönstätter Marienschwestern und des Marienkapellchens in Friedrichroda dargestellt. Schwester Veronika schilderte begeistert, wie die Menschen auch in der Zeit des Nationalsozialismus und der DDR an der Glaubensüberzeugung festhielten, dass Gott selbst durch seine Mutter den Geist des Evangeliums in einer Welt des Unglaubens wach halte. Ein mit geistlichem Leben gefülltes Zentrum sei entstanden mit der Gnadenkapelle als Mittelpunkt, in dem viele eine „innere Heimat“ gefunden hätten. Dies bezeugte auch Schwester Sofja. Sie stammt aus Kaliningrad und hat dort durch die Begegnung mit den Schwestern Zugang zu Schönstatt, zu ihrer Berufung zur Marienschwester und zu ihrem Dienst als Erzieherin in einer Kindertagesstätte gefunden. Sie habe erfahren, wie sehr das Wirken Gottes und der Gottesmutter den Brückenschlag der Schönstattbewegung nach Russland ermöglicht hat.

Mit einer Eucharistiefeier unter Leitung von Pater Herbert King, geistlicher Begleiter der Schönstätter Diakonen-Gemeinschaft, endete die Wallfahrt.

Die dreitägige Veranstaltung wurde vom Land Thüringen, der Konrad-Adenauer-Stiftung, der Pax-Bank und den Bistümern Erfurt uns Freiburg unterstützt.

 

Friedrichroda, 29.07.2007

Diakon Bernhard Lippold